Das Corona Virus zieht durchs Land und wir müssen Zuhause bleiben. Darum Starten wir die neue Rubrik „Anno dazumal“. Jeden Montag Posten wir zu Corona-zeiten einen alten Zeitungsbericht, alte Bilder oder sonstiges Geschichtliches von Einsätzen oder sonstigen Geschehnissen der Feuerwehr Neukirchen/V. Wir hoffen euch damit etwas Ablenkung zu geben.
Folge1: Hinterhältige Brandlegung 1911
Wochenblatt „Oberösterreichische Gebirgs-Bote“ Nr. 29, vom Samstag 22. Juli 1911, Seite 228.
(Glücklich gelöschter Brand.) Aus Neukirchen bei Zipf, 19. d. M. schreibt man: Als gestern Dienstag nachts der Besitzer des Brenneisgutes in Dorf Josef Schausberger von der Leichenfeier des Herrn Direktors Hauser heimkehrend, in der Nähe seines Hauses kam, sah er mit Schrecken, dass es im Stadel brannte. Gleich darauf kam ihm in großer Eile ein Mann entgegen; Schausberger vermutete in ihm den Brandstifter und wollte ihn festhalten, der Unbekannte aber riss sich los. Schausberger eilte hilferufend seinem Hause zu, die Hilferufe wurden gehört, rasch waren Leute zur Stelle und mit vereinter Anstrengung gelang es, den Brand wieder zu löschen. Das Stroh in der Oese war schon verbrannt und das Feuer hatte bereits die hölzerne Tenne ergriffen.
Tagespost Nr. 117, vom Freitag 28. Juli 1911, Seite 6.
(Brandlegungen, Erpressung und Einbrüche.) Aus Vöcklabruck schreibt man uns: Wie in einer früheren Nummer unseres Blattes bereits berichtet wurde, entstand im Stadel des Bauers Josef S c h a u s b e r g e r vulgo Breneis in D o r f Nr. 3, Gemeinde Neukirchen, ein Brand, der noch in seinem Entstehen unterdrückt werden konnte. Wie ebenfalls seinerzeit gemeldet wurde, begegnete dem Bauer Schausberger, als er zum Feuer eilte, um es zu löschen, ein junger Mann, der sich von dem in Brand gesteckten Stadel im Laufschritte entfernte und den infolgedessen auch als mutmaßlichen Brandleger bezeichnete. Eine Verfolgung desselben musste aufgegeben werden, da es galt, in erst er Linie den Brand zu löschen. Dieser Brandleger wurde nun vor ein paar Tagen vom Gendarmerie-Wachtmeister H e i n d l e r des hiesigen Bezirkspostens mit seiner Geliebten Anna R e u m a i e r in Wagram verhaftet. Der Verbrecher ist der 1882 in Haag (N.-Oe.) geborene und nach Haidershofen in Niederösterreich zuständige, beschäftigungslose Fischergehilfe Alois P e r z l, der früher in der Nachbarschaft des eingangs erwähnten Breneisgutes, nämlich beim Fischereibesitzer Hermann Gerson in Bachleiten, Gemeinde Neukirchen, in Diensten stand. Mithin war er in die Hausverhältnisse bei Gerson vollständig eingeweiht und wusste auch den Aufbewahrungsort des Geldes in seinem ehemaligen Dienstposten. Perzl hatte den Wunsch seine Geliebte zu heiraten, und sann daher nach, auf welche Weise er zu dem zur Gründung eines Haushaltes notwendigen Gelde gelangen konnte. Er verrannte sich nun in die Idee, das Breneisgut anzuzünden. Selbstverständlich wären im Falle eines Brandes sämtliche Bewohner des Gersonschen Besitzes behufs Hilfeleistung zu dem unweit gelegenen Breneisanwesen geeilt. Diesen Umstand beabsichtigte Perzl auszunützen, indem er sich zur Zeit des Feuers aus dem ihm ja bekannten Geldkasten des früheren Dienstortes ungestört hätte Geld holen können. Diese Spekulation ist ihm aber glücklicherweise vollständig misslungen. -Als Perzl bei Gerson bedienstet war, hatte er mit der Dienstmagd desselben Hauses ein Verhältnis. Einmal vertraute ihm diese Dienstmagd namens Josefa B r a m e n d o r f e r an, dass sie auch zu ihrem Dienstgeben in Beziehungen stehe. Dieses Geheimnis nützte nun Perzl, um zu Geld zu gelangen, zu Erpressungen aus. Die Pramendorfer steckt ihm, angeblich freiwillig wiederholt größere Summen zu. Auch von Gerson wurden ihm durch einen Wiener Advokaten kleinere Beträge überwiesen. Neuerdings verlangte nun Perzl von Gerson 2000 K S c h w e i g e –ge l d; nachdem ihm dies nicht gezahlt wurde, wollte er sich durch die Einäscherung des Breneisgutes rächen und das Geld bei Gerson stehlen. Die einvernommene Dienstmagd bestreitet jedoch heute entschieden, dass jemals ein Eingriff an ihrem Körper ausgeführt wurde. Gerson gibt zu, mit der Pramendorfer verkehrt zu haben, und sagt, dass diesem Verhältnis auch ein Knabe entspross, für den er auch zahle. Dem Fischergehilfen Perzl wird überdies zur Last gelegt, dass er im Gasthofe der Brauerei Zipf durch E i n d r ü c k e n der F e n s t e r s c h e i b e n einen Einbruch verübte und zum Schaden des Wirtes S i l b e r l ö f f e l im Werte von 30 K entwendete. Bei derselben Gelegenheit hat er auf gleiche Weise in den Glassaloneingebrochen und die S a m m e l –b ü c h s e des Deutschen Schulvereines gestohlen, in der aber nur wenige Heller gewesen sein dürften. Perzl hat sich somit wegen Brandlegung, Erpressung und Einbruches zu verantworten. Alles nur aus Sehnsucht nach dem Ehejoche.
P. S.. Anderen Zeitungsartikeln zur Folge war Perzl einmal in einem Kloster, das er jeoch verließ.
Danke an Anton Katzlberger, der uns diesen Bericht herausgesucht hat.